Wie schnell muss die Feuerwehr vor Ort sein

In 8 Minuten müssen wir vor Ort sein. Diese Zeit darf die Feuerwehr gemäß Vorgabe der Bezirksregierung brauchen, um mit neun Feuerwehrleuten dort anzukommen, wo ihre Hilfe dringend benötigt wird. 8 Minuten, die über Leben und Tod, über das Löschen oder die schlagartige Ausbreitung eines Brandes entscheiden können.


Warum gerade 8 Minuten werden Sie sich jetzt sicher fragen. In den 70er Jahren wurde eine sogenannte O.R.B.I.T.-Studie durchgeführt. Hierbei wurde ermittelt, dass die Erträglichkeitsgrenze bezüglich der Rauchgasbelastung nach Ausbruch eines Brandes für den Menschen bei 13 Minuten liegt. Nach 17 Minuten muss er in der Regel reanimiert werden.


Heiße Brandgase, Rauch und Qualm sind fast immer die Todesursache – noch bevor das Feuer überhaupt richtig ausgebrochen ist. Nach 18 bis 20 Minuten gibt es den sogenannten Flash-Over, das bedeutet einfach ausgedrückt: das Feuer breitet sich schlagartig aus. Für eine Rettung der Menschen, die sich noch in den Brandräumen befinden, könnte es dann bereits zu spät sein.


Sind denn 8 Minuten überhaupt zu schaffen? Ja! Aus diesem Grund wird meist noch während der Notfall telefonisch durchgegeben wird ein Alarm von der Kreisleitstelle Erkelenz ausgelöst. Es existieren viele verschiedene Alarmstichwörter (siehe auch Rubrik Wissenswertes) – je nachdem, um welche Art von Notruf es sich handelt. Und jeder Feuerwehrmann weiß diese auch entsprechend zu deuten. Wird ein Brand oder Unfall gemeldet, piepsen bei uns Feuerwehrleuten die Funkmeldeempfänger. Wir machen uns von zu Hause oder von unserem Arbeitsplatz aus auf dem Weg zum Feuerwehrgerätehaus, schlüpfen in unsere Schutzausrüstung und rücken aus. Tagsüber wird ebenfalls die sogenannte Verwaltungsstaffel der Feuerwehr Heinsberg alarmiert. Im Rathaus Heinsberg tätige Feuerwehrkräfte ziehen sich dort um und rücken mit dem am Rathaus stationierten Löschfahrzeug ebenfalls zur Einsatzstelle aus. Weiterhin unterstützen Einsatzkräfte, die beim Bauhof arbeiten, tagsüber ebenfalls die Verwaltungsstaffel bzw. örtlichen Löscheinheiten.


Nun fragen Sie sich sicher, warum denn oftmals so viele Fahrzeuge anrücken müssen. Die Stadt Heinsberg hat einen Brandschutzbedarfsplan erstellt, in der sogenannte Hilfsfristen definiert sind. Diese orientieren sich natürlich an den Vorgaben der Bezirksregierung. Die Vorgabe ist hier, dass neun Einsatzkräfte bei einem kritischen Wohnungsbrand oder einem Unfall mit schwer verletzten Personen in 8 Minuten vor Ort sein muss. Weitere 12 Kräfte sollen nach 13 Minuten vor Ort sein. Dies hat zur Folge, dass bei entsprechenden Einsatzstichworten auch entsprechend viele Löscheinheiten alarmiert werden.


So werden bei dem Einsatzstichwort Feuer2, welches beispielsweise bei einem gemeldeten Zimmerbrand ausgelöst wird, ein Löschzug (z.B. die Löscheinheiten Karken, Kempen und Kirchhoven), die Drehleiter, der Einsatzleitwagen und der Rettungsdienst alarmiert.


Da viele Einsatzkräfte sich tagsüber nicht in den jeweiligen Orten, sondern an ihren Arbeitsplätzen teils weit entfernt sind, kann ein rechtzeitiges Erreichen der Einsatzstelle möglicherweise nicht sichergestellt werden. Hieraus resultiert, dass die oben geforderten Personalstärken nicht in der definierten Hilfsfrist erreicht werden können. Das hat dann zur Folge, dass tagsüber dann statt einem Löschzug sofort zwei Löschzüge sowie die Verwaltungsstaffel alarmiert werden. Aus diesem Grund stehen dann vielleicht sehr viele Fahrzeuge an der Einsatzstelle - aber nur so kann gewährleistet werden, dass ausreichend Einsatzkräfte vor Ort sind.